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Mit der Schnellfähre von Hurghada nach Sharm el Sheikh

Hinweis: Die Fähre fährt nicht mehr - Stand 11.2022

Im Herbst 2010 wurde der Fährbetrieb zwischen Hurghada und Sharm el Sheikh eingestellt. Wer seit dieser Zeit von der Touristenhochburg nach Sharm el Sheikh auf die Sinaihalbinsel wollte, der musste entweder einen teuren Flug oder einen langen Weg per Bus auf sich nehmen. Inzwischen hat die Stadt am Roten Meer ein neues modernes Hafgengebäude von dem aus ab April 2015 eine neue Fähre ihren Betrieb aufnehmen sollte. Allerdings wurde der Start dann doch immer wieder verschoben. Erst im August 2016 pendelte sich ein regelmäßigen Fährbetrieb ein, den ich dann Ende Oktober nutzte.

Sonntag - 30.10.2016 Aufstehen um 5 Uhr – Abholung von El Gouna um kurz nach 6 Uhr – Ankunft im Hafen von Hurghada knappe 20 Minuten später. Denn unter den Buchungsbedingungen steht geschrieben: Passagiere müssen zwei Stunden vor Ablegen der Fähre im Hafengebäude sein. Beim Betreten der Abfertigungshalle saßen ca. 10 Wartende in den Sesseln. Am Eingang wechselte ich zunächst die Kaufbescheinigung, die Emad Saladin für mich einen Tag vorher bei einer der HIGH-JET Verkaufstellen (z.B. in Dahar) besorgt hat (dort wo es auch die Bustickets gibt), in ein „ordentliches“ Ticket um. Kurz nach 7 Uhr kam Bewegung in´s Spiel. Die mitgebrachten Gepäckstücke wurden ähnlich wie im Flughafen gescannt, anschließend durften wir über das Gelände zur Meerseite hin in Richtung Fähre laufen. Auf das 20 kg Maximalgewicht, das in den Buchungsbedingungen angegeben wird, wurde bei dieser Fahrt nicht geachtet. Ein deutsches Taucher-Pärchen war aus Marsa Alam, von einer Tauchsafari mit zwei vollen Koffern und schweren Rucksäcken angereist, als nächstes wollten sie noch eine Woche lang die Unterwasserwelt im Golf von Aqaba erkunden.

Nach und nach trudelten immer mehr Fahrgäste ein, bis auf drei Deutsche, alles Ägypter – aber mehr als 40 waren es am Ende nicht. Pünktlich um 8 Uhr legte die „La Pespes“ in Richtung Sharm el Sheikh ab und gab richtig Gas und schnell wurden Hurghadas Gebäude immer kleiner. Die Besatzung forderte die Gäste in beiden Etagen auf unbedingt Platz zu nehmen und diesen nur in dringenden Fällen zu verlassen und das war gut so. Die Fahrt, würde es eher einen Ritt durch´s Rote Meer nennen, ist mit 2.30 Stunden angegeben und definitiv nichts für Magenempfindliche, es sei denn, sie haben mit ein paar Pillen gegen Seekrankheit ordentlich vorgesorgt. Auf dem Oberdeck sicherte ich mir ein geschütztes Plätzen und konnte die Wellen und den Horizont beobachten.

Nach rund 2,5 Stunden ging der Kapitän langsam vom Gas, die Fähre näherte sich dem Festland, die La Pespes schipperte gemächlich in den Hafen von Sharm und parkte ganz in der Nähe des riesigen TUI-Kreuzfahrtschiffes "Mein Schiff 1". Im Vergleich zu diesem Monstrum hatte man das Gefühl in einer Nussschale über´s Meer gefahren zu sein. Ich freute mich nach ein paar Jahren endlich wieder mal Sinai-Boden unter den Füßen zu haben. Neben Hurghada ist Sharm el Scheikh (die Bucht des Scheichs) der zweite bedeutendste Urlaubsort am Roten Meer.

An der Tür warteten schon ein paar Leute, die es sehr eilig hatten. Nach verlassen der Fähre müssen alle Passagiere zunächst noch eine Kontrolle auf dem Gelände durchlaufen, die ich allerdings zunächst völlig übersehen hatte, ehe man den Hafenbereich ganz verlassen darf. Anschließend läuft man den Berg zum Ausgang hoch und kann dann tun und lassen was man möchte. Taxen zur Weiterfahrt, wohin auch immer, stehen nach dem Hafenausgang genügend zur Verfügung. In der Nähe der rufenden Taxifahrer wartete ein von Emad Saladin georderter Fahrer, der mich nach 2,5 km Fahrt am Old Market wieder absetzte. Von Touristen war an diesem Sonntagmorgen so gegen 11.30 Uhr so gut wie nichts zusehen. Sicher lagen sie an den Stränden in der Sonne, denn es war recht warm am vorletzten Oktobertag.

Da stand ich nun im ursprünglichen Teil des Urlaubsortes und wusste zuerst nicht so recht in welche Richtung es gehen sollte, schaute mich etwas unsicher um und entdeckte mein erstes Ziel, die neue al Sahaba Moschee. Ich brauchte nur durch ein, zwei Quergassen gehn und schon stand ich vor ihr, vor der ich bisher nur ein paar Bilder kannte und die nach 5-jähriger Bauzeit, bis auf ein paar Kleinigkeiten, so gut wie fertig ist.

Auf den vielen Reisen, durch die verschiedensten Städte des Landes, habe ich schon viele Moscheen gesehen und war bisher immer sehr beeindruckt. Egal wie groß oder klein die Moscheen waren, sie hatten immer etwas würde- und ehrfurchtsvolles. Bei dieser hier, war ich beim näheren und genaueren hinsehen, doch ein bisschen (sehr) enttäuscht. Was keinesfalls an der Bauweise liegt, die ist einfach gigantisch. Die beiden Minarette ragten in den azurblauen Himmel und goldenen Kuppeln glänzten in der Sonne - ein wirklich toller Anblick.  Um es kurz zu machen, sie wirkt in großen Teilen ein wenig wie aus Disney-Land entsprungen. Allerdings haben die vielen bunten Schnörkel und die überwiegend durch Airbrush aufgebrachten Farben es nicht ganz geschafft, ihr das Flair von "Tausend und einer Nacht" zu nehmen. Der Bau der Moschee hat allerdings auch einen sehr bitteren Beigeschmack, dort wo sie heute steht waren früher zentral gelegenen Shops und Geschäfte, die alle dem Erdboden gleich gemacht wurden.

Durch die Revolution im Januar/Februar 2011 und dem Absturz der russischen Passagiermaschine im November 2015 ist der Tourismus in Sharm, noch schlimmer als in Hurghada, zum erliegen gekommen. In den 5 Stunden Aufenthalt habe ich mal gerade sechs Touristen und eine 10-köpfige deutsche Fahrradfahrergruppe getroffen. Erschreckend viel Shops sehen aus, als seien sie seit ewigen Zeiten geschlossen. Im Tiran-Center hat so gut wie kein Laden mehr geöffnet. Aber es scheint Hoffnung aufzukommen. Rund um den Old Market wurden zur "Saisoneröffnung" am 1. November z.B. einige Straßenabschnitte saniert und Blumenkübel bepflanzt.

Mitte Oktober 2016 konnte man überall lesen, das es in Ägypten kaum, bzw. keinen Zucker gab. Gerade Zucker, der zum täglichen Leben wie mehr als alles andere gehört. Sogar in Hurghada gab es zeitweise keinen zu kaufen. Ein Erlebnis am Old Market geht mir bis heute nicht aus dem Sinn. Am großen DELTA-Supermarkt stand eine wartende Menschenschlange, alle hatten Bezugscheine für Zucker in den Händen. Als die Tore geschlossen wurden, weil der Vorrat aufgebraucht war, sah ich viele enttäusche, aber auch wütende Gesichter.

Gegen 16 Uhr musste ich zum verabredenten Treffpunkt am Eingang. Nur 10 Minuten später kam der Fahrer und wir fuhren in Richtung Hafen, von dem aus die Fähre zwei Stunden später zurück nach Hurghada ablegte. 

Fazit: Es war Toll! Und ich werde es wieder machen, denn es lohnt sich! Wer so einen Trip machen möchte, der sollte allerdings nicht so planlos wie ich in diesen Fall losfahren. Die Aufenthaltszeit (von 12 bis 16/17 Uhr) reicht um in die Naama Bay zu fahren, um sich ggf. die al Mustafa Moschee und die Koptische Kirche el Sama-Eyeen, beide im Stadtteil Hay-el-Nour, anzuschauen. Wer eine Stunde (nicht zwei) vor Abfahrt der Fähre wieder am Hafen ist, verpasst sie auf keinen Fall.

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