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Abu Simbel - Doppeltempel in Assuan - Nubien

In einer spektakulären Rettungsaktion der UNESCO - von 1960 - 1965 - an der 51 Länder beteiligt waren, wurden in Ägypten 25 Tempel vor dem Untergang im Nassersee gerettet. Die bekanntesten sind wohl die der "Übersiedlung" des Doppeltempels in Abu Simbel und die Versetzung der gesamten Tempelinsel Philae.

Beide Tempel wurden - wie eben schon erwähnt - wegen des Neubaus des Assuan-Stammdamms versetzt, einer davon - der große Doppel-Tempel von Ramses II. Das Ereignis wurde im Osten wie im Westen - in seltener Einigkeit - als Triumph der Ingenieurskunst und als Beispiel für internationale Kooperation gefeiert. Im oberägyptischen Abu Simbel hatten der gigantische Tempel von Ramses II. und der kleinere Tempel für seine Gemahlin Nefertari dem geplanten Assuan-Staudamm in weg gestanden - ohne Handeln wären die beiden über 3.200 Jahre alten Pharaonen-Bauten in den steigenden Wassermassen versunken. Der offizielle Abschluss dieser Umzugsaktion wurde am 22. September 1968 mit einem prunkvollen Staatsakt und  mit Gästen aus über 40 Ländern gefeiert. Die Arbeiten waren zwar noch nicht völlig beendet. Aber es sollte unbedingt der Tag des "Sonnenwunders" sein, der zwei Mal im Jahr eintretenden Tag-und-Nacht-Gleiche. Dann nämlich sollen die morgendlichen Sonnenstrahlen bis ins Innerste des Ramses-Tempels reichen. Die beispiellose Rettungsaktion begann im November 1963 unter dem "Schirm" der Unesco. Die Kosten - von am Ende 80 Millionen Dollar brachten Ägypten, Unesco, die USA sowie weitere rund 50 Staaten gemeinsam auf. Der Ramses-Tempel wurde in Blöcke mit je 20 bis 30 Tonnen Gewicht zersägt, die Quader nummeriert, abtransportiert, gelagert und dann 180 Meter weiter und 64 Meter höher im Landesinneren wieder zusammengesetzt. Es folgten der Tempel von Nefertari und weitere rund 20 von den Fluten bedrohte Kulturgüter. Viele kleinere Tempel und womöglich unentdeckte Schätze vergangener Zeiten jedoch verschwanden für immer im Staudamm-See ....

     Leider wurden in den Berichten meist die NUBIER nicht erwähnt, die Menschen ihre Heimat verloren haben. Denn die Erbauung des Nasser-Stausees in Ägypten und Sudan von 1960 bis 1970 hatte zur Folge, dass das frühere Land Nubien in weiten Teil den aufgestauten Wassermassen zum Opfer fiel. Die Überflutung des Landes löste eine, der größten Umsiedlungsprogramme der Geschichte aus. Es galt eine ganze Kultur, ein ganzes Volk innerhalb kürzester Zeit in ein neues Land umzusiedeln. Unter das ägyptische Umsiedlungsgesetz fielen 25.330 zum Teil in Nubien wohnhafte, zum Teil in Nubien nur Eigentum aufweisende Familien mit etwa 100.000 Mitgliedern. Sie wanderten nach Norden, d.h. in ägyptisches Gebiet ab, eine Splittergruppe nach Esna, die übergroße Mehrzahl in den Raum südlich Gebel Silsilas mit Kom Ombo als Mittelpunkt. Die Nubier hatten diesen Raum selber auswählen können; hier existierten schon seit den Erhöhungen des alten Staudammes zu Beginn des 20. Jahrhunderts einige nubische Streusiedlungen. Das neue Gebiet entfernte sich aber bis zu 35 Kilometer vom Nil - für eingefleischte Uferbewohner, deren Rituale, Brauchtümer und Denken den Strom zum Gott und zur Lebensgrundlage hatten, ein sehr schmerzlicher Verlust.