Skip to content Skip to navigation

Ente gut - alles gut? - Thomas C. Bordiehn erzählt ...

1992 war ein besonderes Jahr. Wir hatten das zweite Weihnachten und ich wollte unseren Stammgästen und Urlaubsgästen etwas besonderes bieten. Ente und Gans. In Hurghada gab es nichts was diese Tiere fett machen könnte. Also habe ich auf meinen allerklügsten Mitarbeiter gehört und bin mit einem großen Jeep nach Quena gefahren. Das liegt auf dem Weg nach Luxor und besticht durch seine Ursprünglichkeit und urbane Landwirtschaft. Als Sohn von Bauern und Küchenmeister war das ja wohl ein Heimspiel für mich. Also ab in den Wagen und „Countryside“ ruft!
In Quena angekommen, würde ich durch den Ort geleitet. Am anderen Ende des Weltunterganges ging es einfach nicht weiter. Also den Wagen stehen lassen und den letzten Meter laufen. Allerdings könnte ich den Markt nicht sehen. Plötzlich kam hinter einer Bodenerhebung eine größere Senke in der sich eine Szene bot, die ich aus Ritterfilmen kannte. Im Vorhof der Burg, befanden sich immer unorganisiert aufgebaute Hütten und Stände mit Wellblechdächern die teilweise nur auf einer Stütze standen. Der Boden war Sandig bis Matschig. Nach einem Rundgang durch den Markt, bei dem ich nichts aussuchen durfte, ging es zu einem Platz der dann für mich hergerichtet wurde. Ich bekam einen Stuhl und sollte abwarten. Nach einer Weile kamen die ersten Händler und boten Enten und Gänse an. Eine Frau in schwarz war wohl unzufrieden mit mir als Blonden Einkäufer und spuckte erst einmal auf den Boden. Möglicherweise hatte sie ein besseres Ende für Ihre Gänse erhofft als von einem Ausländer massakriert zu werden. Aber mein Begleiter Mahmoud hat mir verboten zu reden, später haben wir von der Lady in Black die meisten Gänse gekauft. Ok, was ich nicht bedacht hatte, neben mir waren zwei Läden die die Gänse und Enten direkt für den Transport nach Hurghada vorbereiteten. Also Schlachten! Und Ent-federn mit gumminoppentrommeln. Ich saß genau dazwischen. Nach drei Stunden war kein Unterschied zu merken ob ich das war, oder eine geschlachtete Ente. Blut und Federn klebten an mir. Trotz Weihnachten waren es bestimmt 35 Grad und ich merkte wie meine Olfaktorischen Fähigkeiten dem Ende entgegen gingen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, das alle jungen Mädchen seit meiner Anwesenheit hier doppelt verschleiert wurden und nur noch in Begleitung auf den Markt durften. Andererseits war ein reger Besucheransturm zu vermerken. Besonders an meinem verklebten und stinkendem Domizil entlang. So hatte ich das Gefühl sehr viel zur Völkerverständigung beigetragen zu haben.
Ach ja das Geflügel, trocken und nur mit der geballten Kunst eines Küchenprofis zu retten. Die Enten habe ich mit Tricks und Meditation zart bekommen. Gänse gibt es seit dem nicht mehr auf meiner Karte und Quena steht nicht mehr auf dem Reiseziel. Aber ich habe gehört, das es dort inzwischen richtig schön und sauber geworden ist.

Quelle

Foto-mein-aegypten.com

Neuen Kommentar schreiben