Skip to content Skip to navigation

Nawal el-Saadawi

Die ägyptische Frauenrechtlerin Nawal el-Saadawi ist bis heute sicherlich die bekannteste Feministin des Landes - thematisierte sie doch als Erste die Prostitution im eigenen Land. Ende Oktober 1931 in dem Dorf Kafr Tahla am Nil geboren (gestorben am 21.03.2021 in Kairo), arbeitete sie u.a. als Hebamme und als Ärztin. Die promovierte Psychiaterin war von 1965 bis 1972 sogar Direktorin des Gesundheitsamtes. Heute ist sie UN-Beraterin. Die Veröffentlichung ihres Buches „Frauen und Sexualität“ war seinerzeit ein handfester Skandal. Sie musste ihren Stuhl räumen. Anfang der achtziger Jahre wurde sie wegen ihrer Ansichten in der Regierungszeit von Sadat sogar inhaftiert. Unter Mubarak zwar wieder auf freien Fuß gesetzt, hatte sie aber fortan und das bis heute unter Anfeindungen und Repressalien zu leiden.

Unter anderem sind folgende Bücher von Ihr erschienen:

  • "Erinnerungen einer Ärztin" (1960)
  • "Männer und Sexualität" (1975),
  • "Gott stirbt am Nil“
  • "Erinnerungen aus den Frauengefängnis"
  • "Ich spuck auf Euch" (1984),

Auch das Tabuthema INZEST brachte sie an die Öffentlichkeit. Ihre Erfahrungen verarbeitete Frau e(a)l Saadawi bis zum heutigen Tag in mehr als 30 Büchern, von denen in Ägypten aber nur eines erschienen ist. Da die Regierung ihre Werke und Artikel seit über 30 Jahren verboten hat. Diese für mich bewundernswerte Frau kämpft immer noch gegen die Benachteiligung der Frauen, u.a. in der Bildung. Besonders aber engagiert sich Frau el Saadawi (im Kindesalter selbst Beschnitten) im Kampf gegen die immer noch, in ländlichen Gegenden weitverbreitete, grausame Beschneidung von Mädchen. Für Nawal Al-Saadawi stellt die weibliche Genitalverstümmelung ein patriarchales Instrument der Kontrolle von Frauen durch Männer dar. Weibliche Beschneidung hat ihren Ursprung in Afrika und wird dort auch weiterhin kulturell bedingt praktiziert. Irrtümlicherweise wird sie u.a. in Ägypten als vom Islam vorgeschriebene Prozedur angesehen. In anderen muslimischen Ländern wie dem Iran, Jordanien, dem Libanon, Saudi-Arabien, Syrien und der Türkei wird weibliche Beschneidung nicht praktiziert.

Seit August 1992 steht Frau Dr. El Saadawi auf der Todesliste religiöser Fanatiker, da sie sich offen gegen die fundamentalistische Bewegung und ihrer Meinung nach damit zusammenhängender Unterdrückung der Frauen wendet. So war sie in der Situation, vom ägyptischen Staat und von den Islamisten als Feindin betrachtet zu werden und ging 2007 ins Exil in die USA. Im Rückblick auf ihr Leben sagte sie einmal: Meine Schwierigkeiten begannen an dem Tag, an dem ich zum erstenmal einen Kugelschreiber in die Hand nahm“.

Noch etwas beweist, dass sie eine unglaubliche Frau ist: Dr. Nawal el Saadawi erklärte 2004, sie werde bei den Präsidentschaftswahlen 2005 kandidieren, auch wenn sie keine Chance sehe, gewählt zu werden. Ihr gehe es vor allem darum, das ägyptische Volk für eine Reformierung der Verfassung zu gewinnen. Die 73-jährige Feministin ist die erste Frau, die bei einer Präsidentschaftswahl antreten wollte, das war 2005 gegen Hosni Mubarak, das bereits seit vier Legislaturperioden amtierende ägyptische Staatsoberhaupt. Seit September 2009 lebt Nawal el-Saadawi (s. Bild) wieder in ihrer Heimat Ägypten und kämpfte 2011 auf dem Tharir Platz für die Freiheit der Ägypter.

21.03.2021 - Mutige Kämpferin verloren