Wer schon einmal in Kairo war, weiß wovon ich spreche: Das tägliche Verkehrschaos in der MillionenMetropole ist eines der beeindruckendsten Erlebnisse eines jeden Besuchers abgesehen vielleicht vom Besuch der Pyramiden. Hunderttausende, teilweise schrottreife Wagen drängen sich täglich durch die Straßen, stecken in schmalen Gassen fest, weil ein Laster in der Einbahnstraße entgegenkommt, oder stehen auf der vierspurigen Corniche ebenso still, weil gerade alle staatlichen Angestellten um 14 Uhr ihre Büros verlassen und im Minibus, Taxi oder eigenen Wagen nach Hause wollen. Zwar sind zwei neue Brücken über den Nil gebaut worden, eine Ringroad verläuft am Stadtrand, mittlerweile gibt es sogar zwei Flyover übereinander, weil nur in der Höhe noch Platz ist aber der Wagenstand scheint schneller nachzuwachsen, als Entlastungsstraßen gebaut werden können. Und wenn es denn mal vorangeht, läuft der Verkehr nicht nur Stoßstange an Stoßstange, sondern auch Kotflügel an Kotflügel. Eine deftige Schramme, die in Deutschland sofort die Polizei auf den Plan rufen würde, wird hier kaum wahrgenommen. Und so sehen die Wagen denn auch aus: Sogar das neueste MercedesModell eines reichen Unternehmers hat nach einigen Tagen Dellen und Kratzer. Denn nutzt man nicht jede MiniLücke schneller als der Nachbar, kommt man nie voran.
Da das Durchschnittsalter des Fuhrparks bei mindestens 25 Jahren liegen muss, sehen viele Wagen für europäische Augen reif für den Schrottplatz aus. Es kann schon vorkommen, dass ein Taxi hinten keine Windschutzscheibe mehr hat oder man die Tür mit der Hand festhalten muss, damit sie während der Fahrt nicht aufklappt. Es passiert auch, dass ein Taxi auf dem Weg zum Flughafen einfach liegen bleibt. Dann kann man nur mitsamt den chicen Koffern aussteigen und am Straßenrand sein Glück erneut versuchen. Daher werfe ich Reisetaschen nur noch auf den Dachgepäckträger, da hat man sie da schneller wieder in der Hand als wenn man versuchen muss, das defekte Schloss des Kofferraums aufzukriegen. Obwohl man im Verkehr eigentlich immer von allen Seiten von Autos umgeben ist, fahren viele Ägypter so, als seien sie allein auf weiter Flur. So erklärt sich das ständige Gehupe. Fährt man neben einem anderen Wagen, muss man hupen, damit der Fahrer einen wahrnimmt und nicht plötzlich das Steuer herumreißt. Da natürlich rechts und links und überall überholt wird, ist das vielleicht wirklich sinnvoll. Da Kairo eine echte Metropole mit lebenslustigen Menschen ist, die gerne ausgehen, sind die Staus am Abend fast schlimmer als tagsüber. Freie Fahrt hat man eigentlich nur am Freitagmorgen und kurz nach Sonnenuntergang im Ramadan: Wenn auch die letzten Nachzügler zum Fastenbrechen angekommen sind, kann man mitten in der Innenstadt einmal richtig Gas geben. Ein wahres Glücksgefühl! ... InfoQuelle
Das Foto ist vom Nov. 2009 bei einem Kairotripp entstanden