Live - Tagebuch meiner ersten Nil-Kreuz-Fahrt und seit vielen Jahren, erste Pauschalreise ins Land der ewigen Sonne.
7 Tage Nil, mit anschließendem - so genanntem Badeaufenthalt in El Gouna.
Reisezeit: 10. - 24.März 2012 - Der Hinflug um 19.50 Uhr am Samstag, 10.03.2012, mit der hier noch nicht so bekannten Gesellschaft Air Arabia Egypt von Hannover nach Hurghada verlief planmäßig und endete um 1.15 Uhr in der Nacht mit einer weichen Landung. Inzwischen ist es Montagvormittag geworden - 12. März 2012 - Ein liebes Hallo aus Ägypten! Pauschalurlaub ist nix mehr für mich, das muss ich zuerst einmal loswerden. Man kommt sich vor, wie in einer Herde Schafe und wehe es gibt ein "Blondes", das nicht pariert.
Aber der Reihe nach: Am Flughafen Hurhgada erwartete mich ein etwas müde aussehender ägyptischer Mitarbeiter meiner Reisegesellschaft, der gleich meinen Pass und 25 € wollte. Auf meine Frage, warum er 25 € bekommt, antwortete er: Das Geld beinhaltet die Gebühr für´s Visum, dass ich Sie hier am Flughafen begrüße, und Ihnen weiterhelfe. Kaum war er da, verabschiedete er sich schon wieder und meinte, wir treffen dann uns am Kofferband wieder. Ich traf ihn tatsächlich dort, er begleitete mich zum Bus, drückte mir noch einen Zettel mit firmeneigenen Ausflugsangeboten, und Angabe der Abholzeit für die Weiterfahrt nach Luxor in die Hand. Danach war seine Arbeit erledigt. Vom Flughafen aus fuhr man mich um 2 Uhr in einem niegelnagel neuen Bus für ca. 12 Personen ins dazu gebuchte Dawar El Omda-Hotel nach El Gouna.
Damit ich auch im Urlaub nicht auf Internetanschluss verzichten musste, hatte Gernot von OOTOTO mir einen Stick an der Hotelrezeption hinterlegt. Wie schon so oft, ein absolut perfekter Service, als ich um 2.40 Uhr im Hotel ankam, wartete dieser Stick schon auf mich! Es konnte also losgehen.
Wurde gestern (Sonntag) gegen 14.30 Uhr in El Gouna abgeholt und wieder nach Hurghada gefahren. Dort stand ich dann eine halbe Stunde vor dem Mashrabiya Hotel, bis noch 4 Personen dazukamen. Noch eine halbe Stunde später kam der Bus , dann weiter zum Flughafen um noch mal 5 Leute einzusammeln, die aber erst 30 Minuten später ankamen, weil sie zwei Stunden auf ihre Koffer warten mussten, da für dei Maschinen nur ein Förderband zu Verfügung stand. Kurz nach 16 Uhr ging unsere Reise nach Luxor endlich los. Bei jeder Beschleunigung des Zubringerbusses, der uns in die Stadt der Tempel bringen sollte, quiekte der Keilriemen verdächtig gequält - ich betete zu "Allah" er möge bis zum Ziel halten. Dem Busfahrer muss zwischendurch kalt geworden sein, denn er drehte bei einer Außentemperatur von knapp 30°C die Heizung hoch. Erst als einige hochrot und fast "kochgar" waren, änderte er die Temperatureinstellung.
Wie immer bei solchen Fahrzeugen, sind die Sitze für eine kurze Reise okay, aber für eine längere nicht so prickelnd und für Menschen mit etwas längeren Beinen eine regelrechte Tortur. Neben mich setzte sich ein älterer, lanbeiniger drahtiger Taucher, der gleich anfing zu erzählen, wie oft und wo überall er im Land schon war, alles über´s Tauchen. Ein recht aufschlussreiches Gespräch.
20 Uhr Ankunft im stockdunklen Luxor. Empfang an der Schiffsanlegestelle, wie sollte es auch anders sein, von einem Reiseleiter namens Ahmed M. Erst ganz nett, entpuppte er sich zunächst als ziemlich arrogant. Denen, die ein Reisepacket mit gebucht hatten, betete er ohne Punkt und Komma das sieben Tageprogramm vor. Und die, die keins gebuchten hatten, behandelter er, naja, ihr wißt sicher - man braucht es zum Atmen.
Kabinenzuteilung: Meine hat die Nr. 316, liegt im Mitteldeck, ist super, sauber, mit Kühlschrank, TV mit ausschließlich arabischen Sendern, aber das braucht ja eh keiner. Oder doch? Mir war ein freier Blick auf den Nil viel wichtiger! Ach - Fast hätte ich`s vergessen, dass Schiff heißt: M/S Beau Soleil - wirklich schöner Name! An der Rezeption hängt ein Schild mit 5 Sternen, ausgezeichnet vom ägyptischen Tourismusministerium. Frühstück ist von 7-8 Uhr, wer zu spät kommt hat Pech gehabt. Aber damit der zahlende Gast ja nicht verhungert, gibt es für Spätaufsteher in der Bar einen zurechtgemachten Teller mit. Okay, wenn´s sein musste, bekam man auch noch einen Tee oder Kaffee dazu. Später wechselte die Zeit, die sich immer nach den kulturellen Ausflügen der Gäste richtete, aber die benachteiligten, die kein Paket gebucht hatten.
Wir liegen außerhalb von Luxor, in der dritten Reihe. Nun sitze ich hier oben auf dem Sonnendeck und sehe, dass der Text bisher nicht sehr viel positives hergibt. Bitte nicht zu eng sehen. So eine Reise ist totales Neuland für mich und eine "Wüstenschläferin" betrachtet die Dinge ggf. etwas "anders". Enttäuscht bin ich bisher nicht wirklich, kann ja mit nichts vergleichen. Aber einige andere Mitreisende, und deshalb gab schon ordentlich Beschwerden und Gemecker. Ich freu mich auf das, was die nächsten Tage bringen. Zum Wetter: Die Luft war heute sehr diesig, leichtes Dieselaroma liegt in der Luft, es weht kein Wind, am Tag war es ca. 30°C warm.
Kleiner Nachtrag: Am 10.03. flogen allein vom kleinen Flughafen Hannover vier Maschinen nach Hurghada! Die Gäste kommen wieder nach Ägypten, so erzählte es jedenfalls der am Flughafen auf mich wartende Gästebetreuer und unser Schiff sei auch ausgebucht. Allerdings beschlich mich immer wieder das "leise Gefühl", dass einige Arbeitnehmer im ägyptischen Touristensektor, nach der etwas unfreiwilligen "Revolutionsauszeit" und der daraus resultierenden Touristenflaute, eine Wiedereingliederung in den beruflichen Alltag brauchen könnten. Sie kamen einfach nicht aus dem "Pott" und benahmen sich wie absolute Berufsneulinge.
Jetzt schau ich mich noch ein bisschen auf dem Schiff um. Bis nachher oder so. Der Internet-Empfang ist nicht so wie ich es mir wünsche oder gedacht habe, in der Kabine geht gar nichts, schreiben funktioniert nur auf dem oberen Deck und da ist es am Abend lausig kalt. Insha´Allah kann ich euch weiter berichten. Liebe Grüße aus Luxor.
Dienstag - 13.03.2010 - Gestern Abend hab ich mich doch noch breitschlagen lassen, eine Kutschfahrt nach Luxor mitzumachen. Und das war gut so. Ist zwar ein absolut pauschales, aber im nach hinein sehr erfahrungsreiches Erlebnis gewesen.War ja noch nie in "diesem" Luxor. Die neue, noch im Bau befindliche, Koptische Kirche z.B,. sieht von außen schon fantastisch aus und die Fassade des Bahnhofs an der Sharia Mahatta glänzte in der Abendsonne. Aber dann passierte etwas, womit ich nie gerechnet hätte. Die Kaleschen bogen in einen teilweise überdachten, aber sehr sehr engen Einheimischen-Souq ab. Der Kutscher achtete zwar auf die Menschen, aber allein, dass Veranstalter so etwas anbieten, fand ich zum ..., und irgendwie schämte mich in Grund und Boden. Dazu kam später der Ärger über meine Macht- oder Tatenlosigkeit. Nie wieder! Später wurden wir an einem Touristenbasar abgesetzt und "durften" dort eine halbe Stunde alleine los. Nichts lieber als das, habe gleich nach dem Ausgang der Touri-Meile gesucht, mich unter´s einheimische Volk gemischt. Bei einer Backstube zwei ofenfrische himmlisch leckere Zimtbötchen gekauft und den Duft der "Freiheit" inhaliert. Puhh und dann hab ich mich verlaufen. Orientierungssinn wie immer gleich Null. Wie ich zurück gefunden habe ist egal. Wichtig war, dass es so war. Gestern abend sollten wir um 20 Uhr in Richtung Assuan ablegen. Es wurde 24 Uhr draus, weil zwei Touristen, die noch mit mussten, Flugverspätung hatten. Bis Assuan liegen nun gute 210 km stromaufwärts vor uns.
Thema schlafen: So ein Schiff ist in keiner Ecke ruhig, dementsprechend kann ich nicht wirklich schlafen. Hatte aber den Vorteil, dass ich von der Durchfahrt der Esna-Schleuse ein bisschen was mitbekommen habe und später einen schönen Sonnenaufgang auf dem Nil knipsen konnte. Da die Schleuse immer nur zwei Schiffe abfertigen kann, kommt es hier zu normalen Zeiten immer zu unfreiwilligen Wartestunden. "Vorteil" der jetzigen Reisezeit: Wir kamen an, fuhren rein und schon war alles vorbei. Die Vorstellung, die ganzen sieben Tage nur auf dem Schiff zu verbringen, wie es eigentlich geplant war, habe ich dann doch über Bord geworfen und diverse Ausflüge nachgebucht.
Die ersten ca. 110 km sind geschafft. Heute stand der Ptolemäische Tempel des Falkengottes Horus in Edfu, der neben dem Philae und Dendera Tempeln, als einer der besterhaltenste der antiken Welt gilt, auf dem Programm. Unter verschiedenen Herrschaften, wurde an ihm, zusammen gerechnet, ca. 180 Jahre gebaut. Im Laufe der Jahrhunderte verschwand er nach und nach unter dem golden Wüstensand. Dort "ruhte" er bis 1860 der französische Ägyptologe und Gründer des Ägyptischen Nationalmuseums Auguste F. F. Mariett kam und mit den (Aus)Grabungen begann. Und wenn die Schuhe durch den Tempelbesuch etwas angestaubt sein sollten, wartet am Ausgang ein Schuhputzer, der richtet´s dann wieder! Wir fuhren weiter und am Abend noch, den am Ostufer des Nils gelegenen Kom Ombo Tempel (Übersetzt: "Goldhügel"), bei Nacht an. Der den beiden Göttern Haroeris, dem Falkengott und Sobek, dem Krokodilgott geweiht war. Schon vom Oberdeck unseres Schiffes konnte man die wunderschöne Kulisse des Doppeltempels sehen, die in warmes, fast goldenes Licht getaucht war.
Seit unserem Reiseführer Ahmed ein Schusselfehler unterlief, ich ihn dezent darauf aufmerksam machen musste (weil ansonsten Gäste einen gebuchten Ausflug verpasst hätten) und zudem noch in einer Notlage aushelfen konnte, bin auch ich als alleinreisende "Omi" eine vollwertige Pauschaltouristin für ihn. Ansonsten ist es dieses mal nicht so einfach Kontakt zu finden. Meist sind verliebte Pärchen und "hermetisch abgeriegelte" Grüppchen unterwegs. Schade, dass ist nicht wirklich schön. So viele tolle Eindrücke und keiner zum quatschen da. Nur gut, dass ich das Meiste hier aufschreiben kann. Morgen muss ich früh raus und zwar viel früher als zu Hause, wenn´s zu Arbeit geht. Um 5.30 Uhr wecken, Frühstücken, Abfahrt 6.30 Uhr zu einigen Sehenswürdigkeiten in und um Assuan.
Noch kurz was zum Wetter. Der Tag war wieder diesig, aber schön warm und am Abend braucht man immer noch eine dicke Jacke. 2012 ist auch in Ägypten mal wieder so richtig Winter. SCHADE - je weiter wir Stromaufwärts fahren - je schwammiger wird die Internetverbindung. Drückt einfach die Daumen, dann gibt´s morgen Neues.
Nachtrag Kom Ombo: War im neuen Krokodil Museum. Es darf (noch) fotografiert werden. Eintrittspreis: Tempel und Museum = 50 LE (seit Nov. 2017 = 100LE). Sonnige Grüße vom wunderschönen Nil, nur noch knapp 50 km und wir sind in Assuan.
14.03.2012 - Das Wetter ist klarer geworden, die Tage sind herrlich warm mit einer leichten Brise. Genau so wie ich es liebe. Ein "pauschaler Tag" erwartete mich, mitgegangen,mitgefangen. Und wer es nicht mehr gewohnt ist, denkt ab und an ganz locker an seine Kindergartenzeit zurück. Zuerst fuhren wir zum ca. 13 km außerhalb von Assuan gelegenen "Sadd el Ali", dem neuen großen Staudamm, einfach gigantisch, Wasser soweit das Auge reicht. Fotos dürfen gemacht werden, aber mit "sehr eigenartigen" Einschränkungen. Es darf z.B. keine Zoomcamera genutzt werden, und wer doch eine hat, sollte sich ggf. besser nicht erwischen lassen. Das Areal des Dammes wird durch Militär und Polizei sehr gut gesichert, wenn hier etwas passieren würde, ein Anschlag z.B., würde eine riesige Flutwelle das ganze Land unter sich begraben.
Ein paar Daten und Zahlen:
- Obere Länge 3,6 km,
- Höhe 111m
- Basis-Breite 980m
- Volumen 42,7 Millionen m³
- Bauzeit 11 Jahre
- Stromerzeugung 10 Milliarden Kwh
Aber der Damm hat nicht nur Vorteile, wie immer gibt es natürlich auch Nachteile, wie z.B.:
+ Er schützt vor Überschwemmungen und die Nutzfläche hat sich beachtlich erhöht und die Energiegewinnung fast verdoppelt
- Durch den fehlenden Schlamm, der sich bei den Überflutung ablagerte, verlor der Boden an Fruchtbarkeit und es muss künstlich nachgedüngt werden.
+ Schaffung eines riesigen, für die Landwirtschaft wichtigen Wasserreservoirs
- Die Verschmutzung des Nilwassers nahm zu, Klimaveränderungen
Mehr als 10 Jahre arbeiteten über 35000 Menschen an diesem Staudamm, 451 verloren ihr Leben und ein ganzes Volk seine Heimat.
Wir fuhren weiter zur Insel Agilkia, auf der heute u.a. der Isis Tempel steht und logischer Weise nur per Boot zu erreichen ist. Die Landschaft hier ist einfachatemberaubend. Die Tempel standen aber nicht immer hier auf der Insel, sondern drohten an ihrem alten Standort in den Wassermassen des ersten Staudammes unterzugehen und wurden Mitte der siebziger Jahre von der Insel Philae ab auf der höher gelegenen Insel Agilika wieder aufgebaut. Fünf Jahre brauchte man um die etwa 45000 Steinblöcke von einer Insel zur Anderen zu transportieren und positionsgenau wieder aufzustellen. Vor drei Tagen, am 11.03. jährte sich die offizielle Einweihungsfeier des neuen Standortes zum 32. Mal.
An der An- und Ablegestelle lagen hunderte im Wasser dümpelnde Boote, die auf Gäste warteten, aber nur maximal ein drittel der Männer hatte die Möglichkeit Touristen überzusetzen und Geld für den Unterhalt ihrer Familien zu verdienen. Weiter per Bus - Nächster Stopp am unvollendeten Obelisken, der aber zuerst einmal warten musste, schnell Ahmed informiert, was ich plante und später nachkäme. Vom Bus aus hatte ich auf der anderen Straßenseite etwas Besonderes gesehen. Genau gegenüber vom ehemaligen Steinbruch liegt ein, aus fatimidischer Zeit (969 / 1171 n.Chr.) stammender Friedhof, der mich viel mehr fesselte, als ein zerbrochener Obelisk.
Erst hatte ich Hemmungen das Gelände zu betreten und fragte sicherheitshalber einen vorbeikommenden Mann, der gab "Gott sei Dank grünes Licht". Der Fatimidische Friedhof aus dem 9 Jh. n. Chr. scheint auch heute noch genutzt zu werden. Zahlreiche alte Gräber des Areals sind Bauten aus Lehmziegeln mit Kuppeldächern, von denen einige - hohen arabischen Gouverneuren von Assuan gehören. Allerdings wurde 1886 u.a. dieser Friedhof überschwemmt und einigeGrabsteine/Platten nach Kairo gebracht. Deshalb ist es heute kaum mehr möglich, den Grabstätten ihre rechtmäßigen Besitzern zuzuordnen. Die "neueren" Gräber sehen denen ähnlich, wie man sie auch bei uns findet, sie sind mit Steinplatten eingefasst. In einem der alten Gräber gibt es sogar noch bunte Malereien zu sehen und in anderen leider auch die hirnlosen Hinterlassenschaften einiger Schmierfinken. Gute 20 Min. war ich zurück und die Gruppe wieder vollzählig, um anschließend mit einem Motorboot durch ein mit Granitfelsen durchzogenes Naturschutzgebiet über/im - den/dem Nil zu fahren, mit herrlichen Blick zum Aga Khan Mausoleum ..bis zur wunderschönen Kitcheners Insel.
Zwischendurch tauchten wie aus dem Nichts - sehr flink paddelnde Jungen in schwimmenden "Nussschalen" auf, hingen sich an die vorbeikommenden Boote und sangen mit wunderschönen teils glockenklaren Stimmen - Liedverse in allen Sprachen. Natürlich wollten und sollten sie für ihre Darbietung entlohnt werden und so wechselten zwei rote Kirschlutscher und ein paar LE Münzen den Besitzer.
Besonders für Gartenliebhaber ist die Kitcheners Insel ein unbedingtes muss. Ein Pflanzenparadies unter nubischer Sonne, genau dass ist Geziret El Nabatant - die "Pflanzen-Insel", wie die Ägypter die kl. Nilinsel - unweit der Insel Elephantine nennen. Bis zu seinem Ableben im Sommer 1916, war die ihm geschenkte Insel Eigentum des britischen Lord H.H. Kitcheners. Auf rund 4.200m² wachsen tausende von Pflanzenarten, wie z.B. Tamarisken, Drachenbäume, Kakteen, Balsambäume, Akazien, bunte Buganvilla in allen erdenklichen Farben, Cafebäume, Papayas- und Mangobäume, "Spathodia Campanulata" = afrikanische Tulpenbäume und majestätisch in den azurblauen Himmel ragende Königspalmen usw..
Schon heute Morgen, bei der Fahrt durch die wunderschöne Stadt Assuan hatte ich einen Baum entdeckt, der keine Blätter, aber wunderschöne große leuchtend rote Blüten hatte. Hier auf der Insel, fand ich ihn wieder. Es handelt sich um einen "Bombax Ceiba" zu gut deutsch - einen roten Seidenwollbaum, der erst große, feste, glutrote Blüten hat, bevor ihm Blätter wachsen. Gegen 17h musste ich mich leider von diesem wunderschönen Ort verabschieden.
Wieder rauf aufs Boot und weiter übers Wasser, zu einem Nubischen (Touristen) Dorf, in dem Menschen wohnen, die sich scheinbar bereit erklärt haben den ankommenden Touristen u.a. "ihren Alltag" zu zeigen. Ahmed - unserer Reiseleiter erklärte uns: Nur die Bewohner dieses Dorfes dürfen, unter sehr strenger Aufsicht der Behörden, Nilkrokodile züchten. OK, und dann kam die Krokodil Vorführung, indem man den Besuchern für besonders touristische Fotos ein kl. Krokodil mit zugebundenem Maul in die Hand drückte, oder auf die Schulter legte, bis dahin hat mir das Dorf ganz gut gefallen, auch wenn es für mich persönlich - alles in allem - doch etwas zu "gestellt" erschien. Die Abende wollen in diesem Jahr einfach noch nicht milder werden. Sitze tippend im dunklen - oben auf den "Sonnendeck" mit Schal und Kapuzenjacke. Langsam werden die Finger steif. .........
Donnerstag - 15.03.2012 - Heute hatten die, die nicht nach Abu Simbel gefahren sind bis zum Nachmittag "frei", das heißt, jeder konnte tun und lassen was er wollte. Nach den Frühstück stieg ich zuerst einmal die schmale Treppe nach oben aufs Sonnendeck und schaute gedankenversunken zu einem Hügel mit einem Kuppelpavillon. Vom ersten Anblick an hatte mich dieser Berg fasziniert und hatte Ahmed gefragt, was da drüben sei, er meinte: Ach nichts weiter, es lohnt sich nicht, ein paar leere Löcher, weiter nichts. Später wusste ich mehr, von wegen, da drüben ist nix ... der Schlawiner!! Es handelt sich um "Qubbet el Hawa" einen ca. 60m hohen Gräberberg, den man auch unter den Namen "Berg der Fürsten oder Gräberberg der Hohen Beamten" nennt. Bis heute hat man an die 80, in drei Reihen übereinander liegende Gräber freigelegt - dass älteste an die 4000 Jahre alt und alle überwiegend gut erhalten. Der Kuppelpavillon ist in Wirklichkeit das Mousoleum eines Sheiks namens "Sidi Ali Bin el- Hawa". Um individuell zum Gräberberg zu pilgern war ich m.E. zu wenig vorbereit, ich brauchte auf jeden Fall eine Feluke und wusste spontan nicht wie ich das anstellen sollte, deshalb entschied ich mich durchs unbekannte Assuan zu strolchen, wurde kurzzeitig wegen meinem kl. Defizit beim Orientierungssinn ein bisschen unsicher - aber schließlich siegte die Neugierde.
Bis man vom Schiff runter und wieder festen Boden unter den Füßen hatte, musste man durch drei andere Kähne hindurch. Hinter der letzten Ausgangstür stand ein Ehepaar von unserem schwimmenden Hotel, die mich spontan einluden mit in die Stadt zufahren, kaum saßen wir im Taxi baten sie mich doch bitte den Taxenpreis mit dem Fahrer auszuhandeln, weil, wie sie gehört hatten, ich mit dem Personal arabisch sprach. Neeeee, nur ein paar Worte meinte ich, aber OK - wir einigten uns mit em Fahrer auf 20LE und die beiden waren Glücklich damit. Am nubischen Museum verließ ich sie, bedankte mich , wünschte noch einen sonnigen Tag und stieg aus.
Das Ende 1997 eingeweihte Museum ist wirklich lohnenswert, es bietet seinen Besuchern ein vollständiges "Panorama" über Archäologie, Geschichte und Kultur der Nubier und es darf auch hier, ohne Blitz fotografiert werden. Eintritt 50LE. Die Haupthalle des Museums wird von einer Kolossalstatue Ramses II. "beherrscht", die ursprünglich den Tempel in Gerf Hussein schmückte dieser konnte damals, im Zuge der UNESCO-Rettungsaktion der Nubischen Kulturschätze, nicht vollständig erhalten werden und steht heute, wie so vieles andere, über 60m tief im Staudammwasser. Ca. vier Millionen Nubier leben in Ägypten, dieses tolle Museum hält die Erinnerung an ihre reiche Kultur ein großes Stück lebendig und wach. Der Besuch dort hat mich tief beeindruckt, hinterließ aber irgendwie auch ein beklemmendes Gefühl. Mit dem Bau des neuen Staudammes wurde dem Volk, sein Land und seine Kultur - größtenteils und unwiederbringbar im Wasser versenkt.
Auf dem Rückweg kam ich am Old Cataract Hotel (z.Zt. läuft das Haus unter dem Namen Hotel Sofitel Legend Old Cataract) vorbei. Hatte es gestern schon vom Wasser aus gesehen und gedacht, da musst du rein - Notfalls übern Zaun - aber nur wenn es sein musste. Der Pförtner an der Schranke fragte nach der Zimmernummer. Ich: Hab ich nicht, möchte nur mal schauen und ein paar Fotos machen. Mmm, wie lange wollen sie bleiben. Ich: 20 Min. - OK grinste er, aber seien sie bitte in Zwanzig Min. wieder hier, dass ist besser für sie. Ich: und wenn nicht, komm ich dann in ein Kallabusch?? er lachte los - das Eis war gebrochen. Dieses 1899 von "Thomas Cook & Son" fertiggestellte Hotel ist ein wahrer Traum und irrsinnig schwer zu beschreiben. Erst im vergangenen September wurde das Haus, dass heute zur "Sofitel Gruppe" gehört, nach gut drei jähriger Restaurierung- und Renovierung wieder eröffnet. Meine Camera stand nicht still. Dieses Haus strömt einen überwältigen Charme aus, der einen sofort einlullt, man fühlt sich ruckzuck in alte Zeiten versetzt. In der Lobby war man gerade damit beschäftigt, ein Gesteck aus Korkenzieherweide - bestückt mit gelbroten Orchideenblühten - zu arrangieren. Durch eine Pendeltür betrat ich die Terrasse und hielt den Atem an ............. Vielleicht saß Agatha Christie (wenn sie denn tatsächlich hier gewesen sein sollte) genau dort oder evtl. auch dort, hatte den selben Blick, als sie an ihrem 1937 erschienen Buch "Tod auf dem Nil" schrieb. .. ????? Die zwanzig Min. waren so schnell vorbei wie ein Atemzug. Vom Hotel aus steuerte ich noch schnell die nahe gelegene neue Koptisch- Orthodoxe Kirche des "Erzengels Michael" an, auch die sollte man sich angesehen haben. Heute sind die Fenster der Kirche noch gelb, werden aber nach und nach durch Bunte ersetzt. Nach knapp 4 Stunden hatte ich das Schiff wieder erreicht und u. a. - gefühlten 100 Kaleschenfahrern versucht zu erklären, dass ich zu Fuß gehen will. ....
Am Nachmittag stand noch eine Felukenfahrt auf dem Nil an - wer so was kennt - weiß sicher wie schön das ist. Das einzige, was die herrlichen Ausflüge immer wieder trübte war, dass unserer Reiseführer aus allen - eine Art "Butterfahrt" machte. Jedes mal erzählte er, dass die Kapitäne Freunde von ihm seien und schon breiten sie ihre Souvenirs aus. Meist war es "selbstgemachter" Schmuck in Form von Halsketten, Armbändern usw.. Jedes Teil kostete immer glatte 1- 4 Euronen. Zum Abschluss besuchten wir am frühen Abend noch den Bazar, damit die Gäste auch ja nicht ohne Gewürze oder Tee nach Hause fahren mussten. Natürlich wusste unser Reiseleiter welcher Händler der Beste der Stadt ist und schleuste seine Schäfchen in die entsprechende Richtung. Ohne mich!!
Auf einer Treppe nahe dem Eingang saß ein Opi mit seinem Ur?-Enkel. In den tiefen meiner Tasche fand ich einen letzten Lolli, den bekam ein kl. Mann in einer giftgrünen Jacke. Es war 17.45h, als Ahmed verkündete, dass wir uns in anderthalb Stunden - genau hier - wieder treffen wollten. In der Hoffnung, mich dieses mal nicht heillos zuverlaufen und zum Ausgangspunkt zurück zu finden, stürzte ich mich ins Bazar Getümmel.
An einem Luffa Schwammstand dauerte es eine ganze Weile, bis ich den Preis bekam, den ich zahlen wollte. Anfangsgebot des Händlers 50LE - ich: nein das ist viel zuviel - er: Ok 35LE - ich: La (nein) immer noch zu teuer - er: OK was willst du zahlen fragte er - ich: 15LE - Ok sagte er 25LE - nein nicht mehr als 15LE und ging. Er: OkOk 15LE. Ich gab ihm 20LE, er nahm die 20LE und ich den Schwamm. Er ging weg und setzt sich auf einen Hocker. So schnell wurde der mich aber nicht los, ich wollte mein Wechselgeld . Es wand sich wie ein Aal und es dauerte geschlagene 5 Min. - bis er mir - in Abständen und 1LEweise - mein Restgeld aushändigte. Ich zähle noch mal nach - grinste - sagte "Meya" (OK) zu ihm. Jetzt musste er auch lachten und wünschte noch einen guten Tag. Mir hat das ausgedehnte Suq-Gelände in Assuan besonderes gut gefallen. Die Läden sind sauber, die Menschen irre freundlich. Klar wird man auch hier angesprochen und animiert zu kaufen, aber nach einem klaren "Nein" ist es auch gut.
So, Schluss für heute, es ist dunkel, windig und kalt, mir frieren - wie jeden Abend - allmählich die Finger ab. Jetzt schau ich noch mal was die "Nachthemdpartygänger" in der Bar treiben. Denn es scheint ja immer noch der große Hit zu sein, gegen Ende einer Nilfahrt Galabiya-Partys zu feiern. Es ist 21h, vor knapp einer Stunde haben wir in Assuan abgelegt und sind auf dem Rückweg nach Luxor. Die Fahrt wird aber nur rund 20 km gehen, in Kom Ombo "beziehen" wir unser Nachtlager. Bis dahin, liebe Grüße vom wunderschönen Nil ..............
Freitag 16.03.2012 - Einige in Assuan zugestiegene Gäste besuchten um 6h am frühen Morgen den Kom Ombo Tempel, und kamen zur Frühstückszeit wieder an Bord. Gegen 8h schwamm die Beau Soleil schon wieder Stromabwärts in Richtung Luxor weiter. Wie jeden Morgen, stieg ich zuerst die Treppe hoch zum Sonnendeck, bevor ich in den Speisesaal ging. Um diese Zeit ist man meist allein dort oben. Heute begegnete ich einer jungen Frau, die, wie sie später erzählte, auch allein unterweggs ist und es einige Jahre her sei, dass sie zum letzten mal in Ägypten war. Als sie sich entschloss mal wieder in zu fahren, begann sie sich vorab zu informieren. Ich fragte, wo sie ihre Infos her bezog und sie meinte: von einer Ägyptenseite die so ähnlich wie: "mein-ägypten" heißt. Oh- und, hast du das gefunden was du gesucht hast? fragte ich nach. Ja, dort steht soviel. Ab dem Zeitpunkt hatten wir jede Menge Gesprächsstoff und verstanden uns prima. Unter anderem erzählte sie, dass sie sich mit dem Personal in der Küche unterhalten hatte. Es ging um die obligatorischen 28-30€, die auf den Kreuzfahrtschiffen in Regel von allen Gästen p. P. eingesammelt werden und lt. Reiseleitung als zusätzliche Trinkgelder für alle auf dem Schiff arbeitenden genutz werden. Aber die, mit denen sie gesprochen hatte wussten von keinen zusätzlichen Geldern, sie erzählten, dass sie nicht mehr als ihr Gehalt bekämen!
Was stimmt jetzt? Ich nahm mir vor, der Sache später auf den Grund zu gehen und zu Hause weiter zu recherchieren.
Themenwechsel: Ich muss gestehen, dass ich eigentlich erst auf der Rückfahrt die Schönheit der Strecke so richtig sah und wahrnahm. Oder lag es an den günstigen Lichtverhältnissen und der klarer gewordenen Luft? Keine Ahnung - jedenfalls konnte ich mich nicht satt sehen ..... Genau diese Bilder spuckten mir seit ewigen Zeiten im Kopf herum ... Jetzt sah ich diese herrliche Landschaft mit eigenen Augen - mit allem drum und dran Live und es ist einfach traumhaft schön! 14h. die Mittagszeit war vorbei, einige wenige dösten in der Sonne, gerade hatten wir Edfu passiert. Ich stand an der Reling und saugte die Landschaft in mich ein. Als Männer der Schiffsbesatzung kamen um alle Masten, Fahnenstangen, das Sonnendeck und alles was sich kippen ließ flach zulegten, damit wir unter der niedrigen Brücke vor uns, auch durchpassten.
Zum zweiten Mal während unserer Nilfahrt gab es heute Nachmittag eine s.g. Teestunde - soll heißen, Kaffee, Tee und trockenen Marmor Krümmelkuchen umsonst. Es erstaunt mich immer wieder wie s.g. hochkultivierte Menschen sich verhalten, wenn es etwas umsonst gibt. Noch 5 Min. bis zum "Tee Time" und es hatte sich eine lange Schlange vor dem Ausgabetresen gebildet. Jeder wollte der Erste sein und viele hatten sicher Angst nichts ab zubekommen.
Vom Beobachtungsposten aus, sah ich, wie sich ein Ehepaar ein paar Stückchen Kuchen als "Notration" für schlechte Zeiten in eine Tüte packte. Kaum zu glauben, in knapp 3 Stunden war schon wieder Buffeteröffnung im Speisesaal!! Nach Ende der "Veranstaltung" standen überall Tassen und Teller rum, sogar unter den Liegen.
Kurz vor Sonnenuntergang fuhren wir auf die Esnaschleuse zu und wurden von den fliegenden Händern schon sehsüchtig erwartet und umzingelt. Vor uns war kein weiteres Schiff. Die Händler mussten sich also beeilen und stürmten mit ihren kleinen Booten unser Schiff. Zu 99% Zielsicher warfen sie in Folien verpackte Handtücher und Galabjyas hoch aufs Oberdeck. Das Feilschen begann. Was oben landete wurde ausgepackt, bei nicht gefallen schnell wieder eingepackt und Retoure geschickt. So mache Verhandlung wurde echt knapp. Wie oben schon angemerkt, treffen sich hier zu normalen Zeiten hunderte von Schiffen. Genau wie vor ein paar Tagen, konnten unser Schiff ohne Wartezeit - rein und durch. Mit dem kleinen schönen Unterschied, dass wir heute das ganze Prozedere - Schleusen und die Händler - beobachten konnten. Keine 20 Min. später waren wir schon wieder draußen und die Fahrt ging weiter. In Esna ging die Sonne unter. Noch knappe 60 km und wir sind wieder am Ausgangspunkt - Luxor.
Samstag 17.03.2012 - Meine erste Nilkreuzfahrt gehörte der Vergangenheit an. Die Stadt der Tempel hatte uns wieder, aber erst morgen fuhr mein Bus nach El Gouna, zum zweiten Teil der Urlaubsreise weiter. Es blieben also noch fast 24 Stunden, die sinnvoll genutzt werden wollten. Da wir aber wieder so weit außerhalb der Stadt lagen, waren die Möglickeiten m. E. ein bisschen eingegrenzt, deshalb entschloss ich mich, doch noch eine letzte Pauschal-Touristenführung mitzumachen und freute mich auf den Besuch des Luxor Tempels und der riesigen Karnakanlage.
So fuhren sieben "Kulturhungrige" mit einem Minibus in die Stadt und kamen gegen 10.30h am ersten Zielort, dem Karnak Tempel Komplex an. Mannohmann hat sich hier viel verändert in den letzten Jahren. Das gesamte Areal schien jetzt umzäunt, die ankommenden Touristen Busse haben einen eigenen asphaltierten Parkplatz und stehen heute "weit weg" vom eigentlichen Eingang. Bevor man den erreicht, muss man zuerst durch ein helles modernes Informationscenter, in dem u.a. ein sehr schönes Modell der Tempelanlage aufgebaut wurde. Nach verlassen des Centers, steht man auf einem großen Platz, der dann weiter zum Eingang in eine "Tempel Welt" führt. Karnak nur schnöde - eine der vielen Tempelanlagen Ägyptens zu nennen, ist auf jeden Fall unangebracht. Schließlich wurde hier über 2000 Jahre gebaut, vergrößert, abgerissen, umgebaut, dazugebaut, verschönert. Außerdem hat sich jeder der Pharaonen-Bauherren äußerste Mühe gegeben, seine persönlichen Spuren für die Ewigkeit - zu hinterlassen - und dass mit Erfolg. Der riesige Tempel, geweiht der Göttertriade Amun-Re, Mut und Chons, machte Theben seinerzeit zum wirtschaftlichen und religiösen Zentrum des ganzen Landes. Bevor man den ersten Pylon (kommt aus dem Griechischen und heißt soviel wie Großes Eingangstor) erreicht, geht man durch eine widderköpfige Sphingen Allee. Jedes dieser Steingebilde hält eine kl. Königs Statue zwischen den Pfoten, der so durch Amun-Re, dem König der Götter, beschützt werden sollte. Wohl keiner der Karnak besucht, kommt an der gigantischen Säulenhalle vorbei, sie fasziniert mich immer wieder aufs neue. Man fühlt sich wie ein klitze kleines Sandkorn, wenn man zwischen den 134, überwiegend an die 24m hohen und teilweise 10m dicken Säulen(Wald) wandelt.
In der Nähe des "heiligen Sees" steht ein großer Steinskarabäus, dem Wunderkräfte nachgesagt werden. Mit einem Wunsch im Herzen soll man ihn im Uhrzeigersinn 5 x - umrunden und dann abwarten das sich der Wunsch erfüllt. ..
Ich war wunschlos Glücklich und schaute dem "kreisenden Treiben" ein bisschen zu, ging dann weiter und bog entgegengesetzt der Touristenmarschroute einfach mal nach rechts ab. Endlich allein, mutig stieg ich über eine lose Drahtabsperrung und hoffe nicht erwischt zu werden. Später fand ich heraus, dass es sich um den 8. Pylon handelt, der zu Hatschepsut`s Zeiten errichtet wurde. Wieder einmal holten mich die Zeiger der Uhr ein und ich musste zurück. Unterwegs begegnete mir ein aus dem osteuropäischen Raum beheimatetes Pärchen, dessen Kleidung eher an einen RoteMeer-Strand passte. Ein letzter Blick zurück auf den fast 323 Tonnen wiegenden Obelisken von Hatschepsut im gleißenden Sonnenlicht und dann im Schweinsgalopp zum Treffpunkt - am- und nicht im - Krankenwagen an der Pharmacy - kurz vom Ausgang, hatte Ahmed uns "eingebläut".
Unser nächstes Ziel, der Luxor Tempel, ist nur ca. 3km nördlich von der Karnakanlage entfernt. In der Antike verband ein von ehemals über 700 Widderköpfingen Sphingen eingefasster "Prozessionsweg" die beiden Anlagen. Einmal im Jahr, so nimmt man jedenfalls an, fand genau hier, dass jährliche Opetfest statt, bei dem Götterbarken mit Standbildern der "Familie Amun, Mut und Chons" von Karnak nach Luxor über den Prozessionsweg, vorbei am jubelnden Volk gezogen wurden und über den Nil zurückfuhren. Im Laufe der Jahrtausende verschwand der größte Teil - der von Amenophis III angelegten Allee unter dem Sand und der immer mehr wachsenden Stadt Luxor. Bis vor ungefähr 8 Jahren, als man begann die Allee wieder auszubuddeln und einige Sphingen freizulegen. Ein kl. Teil ist inzwischen freigegeben und Touristen dürfen den Weg betreten. Die offizielle Eröffnung lässt alledings noch auf sich warten und wurde schon einige Male verschoben.
Wir fuhren mit dem Bus zum Luxor Tempel und kamen auf einem gr. gänend leeren Platz. Nicht weit vom Tickethäuschen entfernt kommt man schnell "zur Sache". Vor dem Pylon warten heute noch zwei Sitzstatuen von Ramses II und ein, von ehemals 2 Obelisken aus rotem Granit. Eigentlich waren beide 1830 von Ägyptens Pascha Mohammed Ali, an Frankreich verschenkt worden, aber nur einer wurde 1836 nach Paris verfrachtet und am Place de la Concorde wieder aufgestellt. "Allah sei Dank". Wenn man sich überlegt, dass der Tempel vor über 130 Jahren zum größten Teil noch unter Sand und Häusern versteckt war, kann man sich ein kleines bisschen ausmalen, was hier an Material weggeschafft werden musste um ihn in seiner heutigen Pracht wieder sichtbar zu machen. Was darüber gebaut war wurde abgerissen, bis auf die ca. 5 m über Tempelniveau stehende, im 13 Jh. erbaute Abu el Haggag Moschee, eine der ältesten der Stadt Luxor. Alle Bemühungen die heilige Stätte abzutragen und zu versetzen scheiterten, u. a. auch am Widerstand der Menschen und so bleibt sie dort wo sie erbaut wurde. Im inneren des Tempels bräuchte man eine sehr hohe Leiter um die Moschee zu erreichen, vom höhergelegenen Parkplatz aus führt eine Treppe zu ihrem Eingang.
So, das was. Die verbleibenden Stunden des Tages verbrachte ich mit Kofferpacken, einigen Erkundungsgängen auf den Schiff, Abendessen, Getränkekosten zu begleichen und einem letzten Zusammentreffen und netten Gesprächen mit Renate aus Hamburg. Zwischendurch ließen wir in der Bar noch "einen Derwisch für uns Tanzen". Gegen 23.30h knipste ich in meiner kl. Kabine das Licht aus und freute mich auf knapp 7 Tage El Gouna.
Hinweis oder "Gut zu wissen" (Stand März 2012): Auf der "M/S Beau Soleil" kann die Getränke Abschlussrechnung am Ende der Reise nicht per Kreditkarte bezahlen werden, unter dem Motto "nur Bares ist Wahres" muss Cash bezahlt werden. Der Umrechnungskurs beträgt einheitlich 7,3 LE pro 1 €. Der Tageswechselkurs, der zu meiner Zeit 7,89 LE betrug, wird außer acht gelassen.
Sonntag 18.03.2012 - Um 6.30 sollten die Koffer zur Abholung vor der Kabinentür geparkt sein. Einen letzter Sonnenaufgang am Nil "einfangen", ein schnelles Schiffsfrühstück und ab die Post, kurz nach 7h verließ unser Kleinbus Luxor und fuhr in Richtung Rotes Meer. Auch für unseren Reiseleiter Ahmed M. endete diese Nil Reise mit Ankunft in Hurghada. Er ist in Kairo zu Hause und sein Flug in die Megastadt ging um 21h. Ca. eine halbe Stunde hinter Luxor wird eine neue Stadt aus dem Boden gestampft, die den Namen "Neu Theben" (= Neu Luxor) trägt. Jedes mal wenn ich an einem Neubaugebiet in "Land der Pharaonen" vorbei kommt mir der Gedanke: Die haben sicher nur einen Architekten, weil man fast überall im Land die selbe Bauweise vorfindet. Aus zunächst unerklärlichem Grund hielt der Fahrer plötzlich an, Ahmed preschte nach hinten und suchte seinen Koffer, der aber nicht zu finden war. Einige lautstarke Telefonate folgten, großes Palaver mit der Schiffsbesatzung und Kollegen. Wie sich rausstellte, hatte ein eifriger Kofferträger ihn in Luxor aus versehen in einen anderen Bus gepackt. Aber auch dieser Bus kam in Richtung Rotes Meer angefahren. Ende gut - alles gut! In Hurghada angekommen hielten wir an 2 Hotels um Gäste auszuladen. Letzter Gast war eine Omi, die man in einen Fabrikneuen Bus des Reisveranstalters setzte und nach El Gouna verfrachtete.
Gegen 14h betrat ich mein kleines "eigenes Häuschen" mit Terrasse, einem tollen gr. Zimmer incl. Kuppeldecke in der Anlage des wunderschönen "Dawar El Omda Hotel`s" in der Lagunenstadt am Roten Meer. Die restlichen Tage verliefen genau so wunderbar wie die ersten, nur halt ganzganz anders. ..............
Kl. Schlußwort: In der etwas laschen Planungsphase und einer spontanen Buchung im Januar 2012, hatten mir viele nette Ägypten-User über ihre Erfahrungen berichtet, wunderbare Tipps gegeben und geschrieben, wie schöön so eine Nilfahrt ist. Vielen Dank dafür, ihr habt mir sehr geholfen. Und heute kann ich euch sagen, so eine Nil-Kreuzfahrt ist noch viel viel schöööööner - als ihr mir erzählt habt.
Fin