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In der Wüste gibt es kein Echo! 1 von Thomas C. Bordiehn

1991 mit Frau und 250 kg Übergepäck von Frankfurt nach Luxor (Hurghada wurde noch nicht angeflogen, wegen des ersten Golfkrieges). Wir hatten alles aufgegeben in Deutschland. Einen Teil unseres Hab und Gutes wurde in einer Spedition eingelagert. Die Katzen an Oma und Freund in gute Hände abgegeben. Auto verkauft (Golf Cabrio mit Super Sound system). Den zahlreichen Freunden und Verwandten haben wir erklärt wohin es geht und irgendwie erschien es als wenn wir Lichtjahre reisen würden. Aber wir folgten dem Ruf Ägyptens. Oder besser des Mannes, der als Visionär am Roten Meer in die Geschichte eingegangen ist (schon zu Lebzeiten).
Ein super Empfang in Luxor. Wir wurden schon erwartet, oder man tat als wenn es so wäre. Alles an Elektronik wurde im Reisepass eingetragen und wir sollten es wieder bei der Ausreise dabeihaben. Von der elektrischen Schreibmaschine bis zum Discman. Leider mußten wir damals vor dem ersten Heimaturlaub nach 16 Monaten, unseren Reisepass verlieren und neue bekommen, natürlich ohne die ganzen Einträge.
Der Weg nach Hurghada entlang des Nils, war etwas ernüchternd. Warum gab es auf so vielen Häusern keine Dächer? Warum schwamm der Tote Esel im Nilseitenarm dort rum? Später kam die Wüste und ich schlief friedlich an der Schulter meiner einzigen und einzigartigen Frau ein. In Hurghada kamen wir dann am Giftun Hotel an. Leider wußte dort keiner Bescheid, oder man tat als wenn keiner eine Ahnung hat. Das hat sich bis heute so gehalten. Wir wurden weitergeschickt zum Arabia Beach. Das war das neuere Hotel der Touristikkette und auch dort wußte keiner etwas oder man tat als wenn keiner etwas wüßte. Allerdings war das auch das letzte Hotel auf der Busroute und so mußten wir aussteigen. Am nächsten Tag wurde dann der Visionär aufgesucht. Leider nur per Telefon, da er sich im Mutterhotel in Kairo befand. Wir sollten erstmal etwas Urlaub machen und er würde in einer Woche wieder in Hurghada sein. Obwohl wir damals noch nicht mit der Ägyptischen Zeitrechnung vertraut waren, war das Wort Urlaub nicht in meinem Kopf verankert. Nach zwei Tagen wurden die ersten Sprachkurse angeboten. Dadurch hatte ich mir die Hintertüre zu den Köchen geöffnet. Kochen konnten die alle mit Diplom. Leider gab es die Waren nicht, der Strom fiel aus, oder die Mutter in Quena hatte Schnupfen und die Familie versammelte sich drumherum. Aber Deutsch lernen wollten alle! Irgendwie fühlten auch alle, dass ein großer Boom bevorstand und eine Sprache, Geldwert hat.
Nach einer 14 Tage Woche, kam dann der Visionär und war begeistert von unserer Arbeit. Wir waren noch im Ägypten Rausch und völlig von unserer Aufgabe überzeugt. Nach kurzer Zeit hatten wir einen Schulungsraum, Kopiermaschine und viel Arbeit. Nebenbei war ich auch als Berater in der Küche tätig und brachte wirklich einiges auf die Beine. Bei einer unangekündigten Inspektion am frühen Morgen sollte ich den Küchenchef um 4,30 in der Frühe bei seiner Wohnung abholen. Gegen 5 hatte ich ihn im Auto ( ein alter Jeep mit Mercedes Motor in Candyrotmetallic!) Wie damals alle Köche war ich ein guter Raucher. Er bot mir eine an und der Tag war für mich zu Ende. Aus versehen hatte er seine Haschzigaretten in die Marlboro Packung getan. Er hatte Freunde bei der Polizei und war immer gut versorgt. Ich allerdings auch.
So langsam begriffen wir, das in Ägypten alles etwas anders ist. Aber wir fanden es toll! Wohnten Anfangs im Hotel und hatten ein Sorgenfreies Leben. Nach einigen Monaten merkte ich das ich so auf diese Weise niemals die Anforderungen der (damals noch) GTZ erfüllen konnte. Eigentlich sollte ich Junge Menschen Vom Land als Köche ausbilden und qualifizieren. Dazu bräuchte ich eine unabhängige Küche. Losgelöst vom Einfluß der festgefahrenen Köche und Manager. So wuchs in mir das Verlangen eine eigene Küche zu bauen. Aber wie finanzieren?

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