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Corona in Ägypten: Das Virus – unser Feind und unser Spiegel

Kairos lärmige Strassen sind stiller geworden; wie derzeit viele versucht die ägyptische Schriftstellerin Mansura Eseddin, aus verstreuten Meldungen ein Bild der Krise zu destillieren. Dabei stehen auch Begriffe wie Zivilisation und Fortschritt plötzlich zur Debatte. Plötzlich ist es da, dieses Wort, von dem wir meinten, es sei weitgehend in die Vergangenheit oder wenigstens in die Ferne verbannt. «Waba’» – Arabisch für Seuche, Epidemie – gehört in Ägypten wieder zum alltäglichen Wortschatz und wird so schnell nicht wieder verschwinden. Allenthalben leben Menschen unter dem Damoklesschwert von Covid-19 und sehen sich durch die Krise mit existenziellen Fragen konfrontiert; es geht buchstäblich um Leben und Tod. Die weite Welt scheint keine Zuflucht mehr zu bieten vor der Pandemie. Ein Gang ins Freie bedeutet Gefahr; wir verkriechen uns in unsere Häuser, als wäre es der Mutterschoss, freilich ohne letzte Gewissheit, auch wirklich geschützt zu sein. Das Coronavirus ist über uns gekommen wie ein Feind, ein schlauer und listiger Gegner. Es verwandelt unser Leben in ein Lehrstück, das die Folgen von Verblendung und Verdrängung aufzeigt; was wir dieser Tage nah und fern beobachten, scheint direkt aus einem dystopischen Roman oder einem Katastrophenfilm in die Realität zu treten – und ist damit erst recht geeignet, unser Selbst- und Weltbild immer neu zu erschüttern. ... InfoQuelle - Neue Züricher Zeitung

Foto: Adel Wassily

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