"Gibt es in Europa Liebe wie bei uns?" - Ein Finne, ein Deutscher, ein Schweizer – drei Ethnologen, die die Gesetzmäßigkeiten der Liebe in Ägypten erforschen. Ihre Arbeit zeigt vor allem eins: Im Land am Nil ist Liebe eine Obsession. Und ziemlich kompliziert. Von Iris Mostegel
Eigentlich wollte er nur ein paar Orangen kaufen. Der schlaksige Forscher aus Berlin hatte ja nicht ahnen können, dass seine schlichte Bemerkung "Sag mal, läuft da nicht gerade im Radio das Liebeslied Inta Umri?" den ägyptischen Obsthändler dazu veranlassen würde, seine Kollegen von den Nachbarständen zusammenzutrommeln. Und dann war da auf einmal dieser Menschenauflauf, der ihn umringte und begeistert in die Hände klatschte. "Ya khawaga, ghanni! – Ausländer, sing!", jubelten sie.
Der Forscher holte tief Luft und begann zu singen: inta umri illi ibtada bi-nurak sabahu – "Du bist mein Leben, dessen Morgen sich mit deinem Licht erhob." Die Leute um ihn herum lachten – ein Ausländer, der das Lied der großen Umm Kulthum beherrschte, das hatten sie noch nie gesehen. Und nachdem der Deutsche seinen Liedvortrag beendet hatte, begann er das zu tun, weshalb er nach Ägypten gekommen war: er sprach mit den Menschen über die Liebe, was diese bereitwillig taten, denn jemandem, der die Liebeslyrik von Umm Kulthum kannte, dem konnten sie vertrauen. ... InfoQuelle und weiterlesen