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Zum Baden in die Wüste

von Martl Jung

Einen wunderbaren Erlebnisbericht der besonderen Art hat der Reisejournalist Martl Jung von seiner Reise geschrieben, die er 1993 mit seinem "Kumpel" Jens-Uwe Tiedtke per Fahrrad durch die Oasen der Libyschen Wüste unternahm.

Endlos erstreckt sich der Lichterteppich des Nil-Deltas wie eine beleuchtete Landkarte unter uns. Aus der Vogelperspektive gewinnen wir einen ersten Eindruck von Ägypten, dessen bewohnte Regionen zu den dichtbesiedeltsten der Welt zählen. Doch uns zieht es in vergleichsweise menschenleeres Land: zu den Oasen der Libyschen Wüste. Im hektischen Treiben des Kairoer Flugplatzes montieren wir unsere Bikes. Jeder Handgriff bringt uns dem Start aus diesem betäubenden Trubel ein Stück näher. Schließlich sind wir unterwegs - auf nasser Straße, denn die allabendlich vom Mittelmeer heranziehende feuchte Luft ist zu dichtem Nebel kondensiert.
Nach gut 20 Kilometern Autobahn fahren wir mitten hinein in den Trichter des Molochs am Nil, von dem niemand so genau weiß, ob er wirklich >nur< 15 Millionen Einwohner hat. Einmal aus Kairo heraus, auf der anderen Seite über die Pyramid-Road hinauf, profitieren wir vom dünnen Verkehr des anbrechenden Tages und erreichen noch vor den allgegenwärtigen Touristen-Bussen die unvermittelt aus dem Dunst über Gizeh aufsteigenden Pyramiden. Wir genießen die Ruhe und die Wärme der aufgehenden Sonne, lassen unseren Blick schweifen, weg von der Metropole, hinaus über die bis zum Horizont reichende Sandfläche der Libyschen Wüste. Irgendwo dort draußen liegen wie Inseln im weiten Ozean fünf Oasengruppen, die wir zum Ziel unserer Reise erkoren haben. Die ersten Souvenier-Verkäufer holen uns schnell in die Realität zurück. Bakschisch, Bakschisch! Nichts ist hier umsonst, nicht einmal das Fotografieren, sobald auch nur ein Kamel abgelichtet wird. Die im Islam verankerte Almosenpflicht gegenüber Bedürftigen hat die Phantasie vieler Ägypter beflügelt, Leistungen zu erfinden, die alle mal ein Bakschisch wert sein müßten.

Von der Tourist-Police in Gizeh lassen wir uns einen wichtigen Stempel in den Paß drücken: Diesen in den Oasen nicht erhältlichen Sichtvermerk muß man sich spätestens sieben Tage nach der Einreise besorgen. Auf der direkt unterhalb der Pyramiden beginnenden >Wüstenautobahn<, die abseits des Nildeltas die Hauptstadt mit Alexandria verbindet, fahren wir zunächst tatsächlich durch die Wüste. Doch schon bald reichen die Grünflächen einiger Neuland-Projekte bis an die Trasse heran. Schon brennt die schnell steigende Sonne erbarmungslos auf uns herab. Nur die überdachten Picknickplätze, die alle zehn Kilometer zu einer Rast im Schatten einladen, erlauben es uns, auch während der Mittagszeit zu fahren. Die monotone Fahrt wird am nächsten Tag durch einen besonderen Leckerbissen unterbrochen: ein Besuch bei den Klöstern im Wadi Natrun. Schon im vierten Jahrhundert zogen erste christliche Einsiedler in diese unter Meeresniveau gelegene Senke, in deren Salzseen zu pharaonischer Zeit das zur Einbalsamierung benötigte Natron gewonnen wurde. Die Kopten, größte christliche Bevölkerungsgruppe und seit jeher Außenseiter in der moslemischen Gesellschaft, gründeten in dieser Abgeschiedenheit vier heute noch existierende Klöster. ......

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Eine Erlaubnis von Martl J., den Text zu nutzen liegt vor.